100 Tage im Amt – Armin Bossart, Präsident der Exekutive, bilanziert

Montag, 8. April 2024

Allen Negativschlagzeilen zum Trotz ist Administrationsratspräsident Armin Bossart überzeugt, dass sich ein kirchliches Engagement lohnt. Am Dienstag, 9. April, kann er auf 100 Tage in seinem neuen Amt beim Katholischen Konfessionsteil des Kantons St.Gallen zurückblicken. Der Vertrauensverlust in die Kirche beschäftigt ihn. Seine Motivation für die Aufgabe ist jedoch ungebrochen. In diesen Tagen werden auch die Legislaturziele formuliert.

Armin Bossart

Armin Bossart schaut in seinen ersten Tagen als Administrationsratspräsident beim katholischen Konfessionsteil St.Gallen auf eine arbeitsintensive Anfangsphase zurück. Bild: Roger Fuchs

«Ich habe mich nicht einfach blind ins Amt wählen lassen», antwortet der seit 100 Tagen beim Katholischen Konfessionsteil St.Gallen amtierende Administrationsratspräsident Armin Bossart auf die Frage, ob er in der Anfangszeit auch mit unerwarteten Themen konfrontiert worden sei. Es gebe zwar Inhalte oder zum Konfessionsteil gehörende Aufgaben, die er erst vertiefter kennenlernen müsse, aber er habe schon im Vorfeld gewusst, auf welche faszinierende und vielseitige Aufgabe er sich einlasse.

Turbulente Anfangsphase

Armin Bossart hat das neue Amt in einer Zeit angetreten, in der andere aufgrund der Publikation der Missbrauchsstudie vom vergangenen September die katholische Kirche verlassen. «Ich hingegen bin tief überzeugt, dass die Kirche einen wichtigen Beitrag in der Gesellschaft leistet – vom Erhalt von Traditionen über das vielseitige Ermöglichen von gemeinschaftlichem Zusammenleben bis hin zu Infrastrukturen, welche die Kirche in den Gemeinden zur Verfügung stellt.» Auch sieht er die Kirche als Sinnstifterin und Begleiterin in schwierigen Zeiten an den Schnittstellen des Lebens. Und als Vater von zwei Kindern schätzt Armin Bossart, dass die Kirche hilft, Werthaltungen in die nächste Generation zu transportieren.

Dass die Missbrauchsstudie auch kirchenintern zu Verunsicherungen geführt hat, ist für den neuen Administrationsratspräsidenten deutlich spürbar. Dabei beobachtet er ein Ringen von vielen kirchlich Engagierten, wie man sich fortan positionieren soll. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen in der Exekutive will er helfen, die verschiedenen Interessen zusammenzuhalten. «Dabei muss man sich immer wieder vor Augen führen, wo Spielraum für Veränderungen bestehen und wo nicht. Fehler der Kirche sind für mich der Ansporn, das Rad weiter rund zu machen.» Aus diesem Grund hätten Konfessionsteil und Bistum St.Gallen auch gemeinsam eine paritätische Kommission eingesetzt, die Verbesserungen vor Ort anstrebt und jetzt mit einem rechtlich verbindlichen Werk das reibungslose Zusammenspiel zwischen den Akteuren garantieren will.

Ein erster Farbtupfer im Büro

Dass bereits in der Anfangsphase viel Arbeit auf den neuen Administrationsratspräsidenten gewartet hat, zeigt sich in seinem Büro. Mit Ausnahme eines Gemäldes des österreichischen Malers Ernst Fuchs, das direkt über seinem Pult für einen Farbtupfer sorgt, ist er noch nicht dazugekommen, sich um die weitere Gestaltung zu kümmern. Allerdings zeigt er auf eine Wand, wo dereinst Bilder von Hans Erni hängen sollen. Und die präsidiale Bibliothek hat sich gelichtet, weil Armin Bossart diese konzentriert hat und die im Alltag weniger genutzten Werke in einen anderen Raum bringen liess.

Verglichen mit seinem vormaligen Amt als Präsident der Kirchgemeinde St.Gallen gibt es gemäss Armin Bossart durchaus Unterschiede. In der Kirchgemeinde gehe es in erster Linie darum, den administrativen Teil der Kirche vor Ort sicherzustellen und die Grundlage für das pastorale Leben zu legen. Der Konfessionsteil sei noch einiges vielschichtiger, weil man zusätzlich auch eigenständige Institutionen verantworte wie beispielsweise die Stiftsbibliothek, die flade oder die Diözesane Kirchenmusikschule St.Gallen.

Legislaturziele anpacken

Nebst Armin Bossart können auch die neuen Administrationsräte Rolf Allenspach aus Wil und Matthias Wettstein aus Gams auf ihre ersten hundert Tage zurückschauen. «Diese Zeit wollte sich der neu zusammengesetzte Administrationsrat bewusst nehmen, bevor wir unsere Legislaturziele formulieren», so Armin Bossart. In diesen Tagen hat sich der Administrationsrat diesbezüglich zu einer ausserordentlichen Sitzung getroffen. Ein dringender Handlungsbedarf besteht gemäss Armin Bossart bei der Organisation und der Arbeitsbelastung der Verwaltung: Angesichts der in den letzten Jahren erfolgten Zentralisierung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten – Bossart nennt Stichworte wie die Spital- oder Anderssprachigenseelsorge –, der zunehmenden Regulierung in vielen Bereichen und weiterer aktueller Herausforderungen werde man kaum um eine grundlegende Verwaltungsreform herumkommen.

Das grosse Ziel von Armin Bossart ist es, dass man dereinst von ihm sagen werde, er habe nicht nur verwaltet, sondern auch gestaltet. Dass dieses Gestalten in der Kirche oft nur in kleinen Schritten möglich ist, sei ihm sehr bewusst. «Wir sind immer eingebettet in eine grosse Weltkirche, und es gilt unglaublich viele Interessensgruppen zu berücksichtigen und miteinzubeziehen», stellt er fest. Aber jeder noch so kleine Schritt helfe, die Kirche auf die Zukunft auszurichten und die Kirche im Bistum St.Gallen weiterzubringen.

Text und Bild: Roger Fuchs

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