Orgelmodell für einen Tag - Erweiterung der Hauptorgel in der Kathedrale St.Gallen?

Donnerstag, 11. August 2022

Derzeit laufen Überlegungen, in der Kathedrale St.Gallen die Hauptorgel von 1968 durch ein freistehendes Orgelwerk im Kuppelraum zu ergänzen. Die Finanzierung wäre durch eine Stiftung gesichert.

2009 Kathedrale Innen 337

Mit dem zusätzlichen Orgelwerk liesse sich nicht nur die Begleitung der Gemeinde beim Singen feinstufiger gestalten, sondern auch Ensembles könnten besser begleitet werden. Zur Veranschaulichung für die Experten der Denkmalpflege wird in den nächsten Tagen ein Modell aufgestellt.

Die Akustik in der Kathedrale ist anspruchsvoll. Die weit ins Hauptschiff ragenden Pfeiler der Hallenkirche lassen Zonen entstehen, in denen Wort und Musik unterschiedlich laut sowie unterschiedlich klar oder diffus wahrgenommen werden. Mit der bestehenden Hauptorgel in der Kathedrale St.Gallen ist die Beschallung suboptimal. Eine akustische Optimierung wäre begrüssenswert.

Die Lösung könnte die Erweiterung der Hauptorgel durch eine Kuppelorgel sein, die eine akustische Verbindlichkeit und Gleichzeitigkeit schafft. Die Idee ist nicht neu: Bei der Innenrenovation der Kathedrale in den 1960er-Jahren und der Planung der jetzigen Hauptorgel hat der damalige Domorganist Siegfried Hildenbrand – im Wissen um die akustische Situation – bereits ein Kuppelwerk vorgeschlagen. Es wurde aber nicht realisiert. «Mittlerweile ist es in Kirchen mit einer Grösse wie der St.Galler Kathedrale üblich, dass die Beschallung von mehreren Orten aus durch mehrere Orgelwerke erfolgt», sagt Thomas Franck, Verwaltungsdirektor des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen.

Unter der Federführung des Katholischen Konfessionsteils, dem Eigentümer der Kathedrale, befasst sich derzeit eine interne Arbeitsgruppe unter Beizug der Denkmalpflege mit diesem Projekt. In einer Machbarkeitsstudie wird die Rotunde beim kleinen Südportal als Standort favorisiert. Ein dort stehendes Orgelwerk könnte vom Spieltisch der Hauptorgel auf der Empore bespielt werden. Eine Stiftung hat angeboten, ein solches Projekt zu finanzieren. Dompfarrer Beat Grögli zeigt sich überzeugt: «Die Kuppelorgel wäre einerseits in musikalischer Hinsicht eine grosse Aufwertung, andererseits wäre sie ein schönes Gegenüber zum Hauptportal und würde auch die unschönen Lüftungsschächte beim südlichen Rotundenausgang abdecken.»

Zur vertieften Abklärung der Machbarkeit hat die Denkmalpflege eine Visualisierung verlangt. Anhand eines 1:1-Modells sollen die Experten von Bund und Kanton die Situation noch besser beurteilen können. Dieses Modell wird in den nächsten Tagen für einen Tag lang in der Kathedrale platziert und abends wieder abgebaut. Dabei wird sich zeigen, wie realistisch diese Idee ist.

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