«Zerrissene Jeans sind im Katholischen Kollegium nicht erwünscht»

Donnerstag, 26. Oktober 2023

Ein Drittel der 180 Parlamentarierinnen und Parlamentarier im katholischen Kollegium nimmt nach den Gesamterneuerungswahlen vom September am 21. November zum ersten Mal an einer Session teil. Vorgängig wurden sie am Mittwochabend über die Strukturen der katholischen Kirche, insbesondere des Katholischen Konfessionsteils St.Gallen, informiert. Und sie lernten Gepflogenheiten und Aufgaben kennen.

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Thomas Franck, Verwaltungsdirektor des katholischen Konfessionsteils St.Gallen, bringt den neuen Kollegiumsmitgliedern die Organisation, die Institutionen und Abläufe näher. Bild: Roger Fuchs

Von 61 neuen Mitgliedern des katholischen Kollegiums (Parlament) im Kanton St.Gallen folgten 50 der Einladung zum Informationsabend im Vorfeld der ersten Session der Amtsdauer 2024 bis 2027. Der amtierende Kollegiumspräsident Peter Burkhard lobte die Anwesenden als engagierte, konstruktiv-kritische und zukunftsorientierte Kirchbürgerinnen und Kirchbürgern. Sodann stellte er auch klar, dass ihre neue Funktion nicht ohne ist. Als Kollegiumsmitglieder würden sie nicht nur die finanzielle Verantwortung für den Katholischen Konfessionsteil des Kantons St.Gallen tragen und gleich an der ersten Session auch Personen in wichtige Ämter wählen – unter anderem steht die Gesamterneuerungswahl des Administrationsrats (Exekutive) auf der Traktandenliste –, sondern sie würden auch von der Öffentlichkeit als Vertreterinnen und Vertreter der Kirche wahrgenommen und dieser Institution ein Gesicht geben. Würdiges Verhalten, keine zerrissenen Jeans und sich mit Anstand und Respekt zu begegnen, auch wenn man unterschiedlicher Meinung ist, gehörten zu den parlamentarischen Spielregeln, so Peter Burkhard.

Volksvermögen der Katholikinnen und Katholiken

Mehr in die Strukturen der Kirche eintauchen liess das Referat von Thomas Franck, Verwaltungsdirektor des Katholischen Konfessionsteils. Dabei stellte er unter anderem klar, dass der Konfessionsteil eine Art Nachlassverwalter der einstigen Fürstabtei St.Gallen ist und auch Gebäude wie etwa die Kathedrale St.Gallen oder die Stiftsbibliothek nicht etwa dem Bischof gehören, sondern dass dies Volksvermögen ist und somit allen Katholikinnen und Katholiken im Kanton gehört. «Wenn aber jemand aus der Kirche austritt, dann gehört es dieser Person nicht mehr», so Franck, der mit diesem Seitenhieb einiges Schmunzeln im Saal erntete.

Im weiteren Verlauf lernten die Anwesenden die zum Konfessionsteil gehörenden Institutionen kennen, erfuhren Wissenswertes über die Organisation und die rechtlichen Grundlagen und auch über die Aufgaben als Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Und Thomas Franck nannte einige spannende Fakten: Demnach liegt der Frauenanteil im Katholischen Kollegium nach den Gesamterneuerungswahlen bei 35 Prozent. Das Durschnittsalter beträgt 56 Jahre. Das jüngste Mitglied hat Jahrgang 1997, das älteste Mitglied Jahrgang 1947. Auf die aus dem Plenum gestellte Frage nach den Auswirkungen der aktuellen Austritte auf die Finanzen, hielt Thomas Franck fest, dass dies zweifelsohne eine spürbare Delle hinterlassen werde. Es beschleunige einen Prozess, der sich sonst womöglich über zehn Jahre erstreckt hätte. «Weniger Geld bedeutet früher oder später ganz sicher auch weniger Leistungen zugunsten der Gesellschaft.»

Verbleibende Mitglieder des Administrationsrats kennengelernt

Der Informationsanlass für die neuen Kollegiumsmitglieder, die begleitet wurden von den Regionalvorsitzenden, bot überdies Gelegenheit, die zur Wiederwahl antretenden Mitglieder des Administrationsrats kennenzlernen: Cornelia Brändli-Bommer aus Uznach, Barbara Hächler aus St.Gallen, Lothar Bandel aus Montlingen und Hans Brändle aus Flawil. Sie präsentierten ihre Ressorts, sprachen über ihre Motivation und ihren persönlichen Hintergrund. Nebst den vier Verbleibenden stellen sich am 21. November auch vier Neue zur Wahl. Eine Person wird im siebenköpfigen Gremium das Nachsehen haben.

Führungen durchs Dachgeschoss der Kathedrale, in der oberen Sakristei und in der Stiftsbibliothek bildeten einen würdigen Abschluss vor dem gemeinsamen Apéro riche.

Text und Bilder: Roger Fuchs

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