Einmal flade, immer flade: Johann Schuster wirkt seit 40 Jahren an der Buebeflade
Mittwoch, 29. März 20231983 kam Johann Schuster als Lehrer an die Katholische Kantonssekundarschule flade, seit 2004 wirkt er als Schulleiter der Buebeflade. «Die flade ist ein wichtiger Teil meines Lebens», blickt der heute 62-Jährige zurück. Noch gut erinnert er sich daran, wie er einst die erste Schulverwaltungssoftware selbst programmiert hatte. Noch einiges mehr hat sich in all diesen Jahren verändert. Ein Porträt, inkl. Videoausschnitt von der Ehrung.
Johann Schuster zusammen mit seinem Team an der Buebeflade. Bild: Roger Fuchs
Niemals hätte Johann Schuster vor vierzig Jahren gedacht, dass er vier Jahrzehnte am gleichen Arbeitsort bleiben würde. Es kam anders. Und das Herzblut, das er in all den Jahren investiert hat, sowie die Art und Weise, wie er über seine Berufsjahre spricht, unterstreichen: Hier sitzt jemand, der die Katholische Kantonssekundarschule flade mag. Dennoch sagt er im Wissen um die näher rückende Pensionierung in zwei Jahren, dass er wie bei anderen Brüchen im Leben auch diesen Schritt packen werde. Mehr Zeit für die Enkel, Freunde und zum Lesen, darauf freut er sich schon heute.
Am 1. April 1983 war es, als Johann Schuster zum ersten Mal als Lehrer die flade betrat. Damals begann das Schuljahr noch im Frühjahr. Bezug zur katholischen Bildungsinstitution hatte er bis dahin keinen. Geboren und aufgewachsen in Altstätten, bezeichnet Johann Schuster sich selbst als «Landei». Ehrfürchtig habe man im Rheintal von der flade gesprochen und dahingehend, dass junge Lehrer ohne Berufserfahrung sowieso keine Chance hätten. «Frech und unverfroren habe ich mich dennoch beworben», sagt er und verschweigt nicht, dass ein wenig Vitamin B im Spiel gewesen sein dürfte. Ein Dozent an der damaligen Sekundarlehramtsschule war zugleich Domkantor und flade-Lehrer. Er wusste um die musikalischen Fähigkeiten von Johann Schuster, stammt dieser doch aus einer Musikerfamilie – der Vater war Berufsmusiker – und spielte Klarinette, Saxophon und Querflöte. So hoffte man mit der Wahl von Johann Schuster, dass dieser die musikalischen Kompetenzen im Bedarfsfall ins Team einfliessen lässt.
Erste Schulverwaltungssoftware selbst programmiert
«Meine erste Klasse zählte 28 Kinder», erinnert sich der 62-Jährige, der mit einem Vollpensum von 30-Wochenlektionen als mathematisch-naturwissenschaftlicher Lehrer an der Buebeflade (Klosterschulhaus) – einem von insgesamt drei flade-Schulhäusern – ins Berufsleben einstieg. Die Musik rückte schnell in den Hintergrund. Dies vor allem deshalb, weil in jener Zeit die Informatik auf dem Vormarsch war; für Johann Schuster ein weiterer Glücksfall. So konnte er seine Leidenschaft für Computer und Technologien ausleben. Oder wie er es formuliert: «Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als der Computerhype losging. So konnte ich die ganze Computerinfrastruktur an der Buebeflade federführend aufbauen und begleiten.» Die erste Schulverwaltungssoftware beispielsweise habe er selbst programmiert. Auch die damalige Software, um Zeugnisse zu drucken und Noten zu verwalten, stammte aus seiner Feder. Lange vor anderen Schulen wurde insbesondere dank Johann Schuster das erste Smartboard in einem Schulzimmer der Buebeflade in Betrieb genommen. Überdies engagierte er sich in der Weiterbildung von Lehrpersonen und rückte angesichts seiner Fähigkeiten für die Informatik immer näher zur Schulverwaltung heran. Als 2004 der damalige Schulleiter Erich Loher verstarb, wurde Johann Schuster in diese Funktion gewählt.
Es folgte eine Phase, in der Schuster sowohl Schulleiter als auch Lehrer war. Dies änderte mit dem Wechsel zur geführten Schule im ganzen Kanton. Ob er das Unterrichten heute vermisst? «Ich war unglaublich gerne Lehrer», sagt er. «Während der Jugend hatte ich für das Leben gerne musiziert, und heute bin ich für das Leben gerne Schulleiter.» Er könne wohl auch nicht beurteilen, ob er heute noch ein guter Lehrer wäre, fügt er mit einem Lachen an.
Das Team, das heute an der Buebeflade wirkt, besteht längst aus Leuten, die Johann Schuster mitausgewählt hat. «Allen Lehrpersonen an der flade ist bewusst, dass sie einen guten Job machen müssen.» Der Grund: Eltern müssen ihre Kinder für die flade anmelden. Schlechte Arbeit der Lehrpersonen wäre ruftötend. Dieses Wissen schweisst gemäss Johann Schuster zusammen. Gemeinsam sitze man in einem Boot, sollte sich jemand einen Fauxpas leisten, würde das ganze Schiff wanken. Das ist zum Glück nicht der Fall. Die flade ist begehrter denn je. Der Andrang ist so gross, dass jährlich das Los mitentscheiden muss. Auch die Öffnung der flade hin zu einer Schule für Sekundar- und Realschülerinnen und -schüler hat Johann Schuster aktiv mitgestaltet. «Früher ist in den Medien häufig verdreht und gesagt worden, die flade wolle nur Rosinen picken. Das stimmt überhaupt nicht», ärgert sich Johann Schuster bis heute. Seit er an der flade sei, habe man zusätzlich zur Sek eine Real führen wollen. Seit Schuljahr 2019/20 ist dies in allen drei flade-Schulhäusern definitiv der Fall.
Der Schule seinen Stempel aufgedrückt
Die Informatik wird Johann Schuster auch in der verbleibenden Zeit beschäftigen. «Digitale Transformation» lautet das Stichwort der Stunde. Daraus ergeben sich Fragen zur Gestaltung des Unterrichts, was auch gute Weiterbildungen erfordert. Hier will Schuster in der Schlussphase einen Akzent setzen. Gleichzeitig laufen mittlerweile Überlegungen, wie nach einer so langen Zeit eine gelungene Übergabe an eine Nachfolge gewährleistet werden kann.
40 Jahre an der flade – vieles wird Johann Schuster in Erinnerung behalten. Angefangen als Einzelkämpfer, ist er heute vernetzt in einen grossen schulischen Komplex. Er konnte seine Passionen ausleben, erlebte die Entwicklung des Schulleiters vom Organisator zum Teamleiter, hat sich immer wieder auf neue Lehrpläne eingestellt und mit seinem Führungsverständnis, das auch den Lehrpersonen viel Autonomie gewährt, hat er dieser Schule seinen Stempel aufgedrückt. Man glaubt ihm, wenn er sagt: «Die flade ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich durfte vieles zur flade von heute beitragen. Das macht mich auch ein wenig stolz.»
Text & Bilder & Video: Roger Fuchs