Armin Bossart: «Wir läuten heute ein und nicht aus. Wir blicken vorwärts»
Donnerstag, 18. Januar 2024Im Rahmen der Jahreseinläute 2024 des katholischen Konfessionsteils St.Gallen kam der neue Administrationsratspräsident Armin Bossart auch auf das Thema Missbrauch zu sprechen. Das tue er im Bewusstsein, dass es für die Anwesenden nicht angenehm sei, sich seit dem letzten Jahr mit diesem unguten Kapitel der Kirchengeschichte konfrontiert zu sehen. Zugleich würdigte er die nicht mehr zur Wiederwahl angetretenen Mitglieder des Administrationsrats.
Der seit 1. Januar 2024 amtierende Administrationsratspräsident Armin Bossart findet klare Worte bei seiner Ansprache an der Jahreseinläute.
Längst ist es zur Tradition geworden, dass sich die Mitarbeitenden des Katholischen Konfessionsteils St.Gallen und die dem Konfessionsteil angeschlossenen Institutionen anfangs Jahr zur Jahreseinläute treffen. Unter die Gäste gesellt sich stets auch der St.Galler Bischof Markus Büchel. Dieses Jahr war die Jahreseinläute zugleich eine Premiere: Der neue Administrationsratspräsident Armin Bossart sprach erstmals im Rahmen dieser Veranstaltung zu den Anwesenden. Zum Läuten der Glocke – der Konfessionsteil durfte dazu die Replik der Gallusglocke ausleihen – erkürte Armin Bossart den jüngsten anwesenden Mitarbeiter des Konfessionsteils: Es war dies der 18-jährige Lian Angehrn aus dem Aufsichtsteam des Museumsbetriebs. Den musikalischen Akzent setzten Studierende der Diözesanen Kirchenmusikschule dkms sowie der Evangelischen Kirchenmusikschule ekms. Um die 250 Personen verfolgten das Geschehen, bei dem überdies langjährige Mitarbeitende geehrt wurden.
Auch wenn Armin Bossart meinte «Wir läuten heute ein und nicht aus», blickte er kurz zurück auf die vergangenen Monate und die Missbrauchsstudie, die einem ratlos zurücklasse. Alle dürften wohl nicht nur einmal leer geschluckt haben, seit sie sich mit diesem unguten Kapitel der Kirchengeschichte konfrontiert sehen. Armin Bossart dankte den Anwesenden für ihr Hinstehen, Aushalten und ihre Loyalität. «Das ist nicht selbstverständlich und gebührt Respekt und Anerkennung.» Gleichzeitig drückt er seine Freude darüber aus, dass in der Kirche die Bereitschaft bestehe, den Finger in die eigenen Wunden zu legen und dass das Unglaubliche aufgearbeitet werde.
Abschied und Neubeginn
Dass an der Jahreseinläute 2024 sodann eben doch auch ein wenig ausgeläutet wurde, lag an einem anderen Umstand: Armin Bossart würdigte mit persönlichen Worten jene drei Mitglieder des Administrationsrats, die dieses Gremium per Ende Jahr verlassen hatten. Wohl nur eine Mitarbeiterin würde seinen Abschied noch mehr bedauern als ich, meinte Bossart an die Adresse seines zurückgetretenen Vorgängers im Präsidium, Raphael Kühne. Konkret spielte er damit auf die Mumie Schepenese in der Stiftsbibliothek St.Gallen an. «Ich habe ihr gesagt, dass wir auch weiterhin gut für sie sorgen werden», so Armin Bossart augenzwinkernd. Der vormaligen Administrationsrätin Pascale Baer-Baldauf zollte er unter anderem Respekt dafür, aus dem Verantwortungsgefühl der Familie und den Kindern gegenüber das Amt niedergelegt zu haben. Lobende Worte für seine positive Grundhaltung, Geradlinigkeit und noch so viel mehr gab es überdies für Fridolin Eberle.
Und wo Menschen gehen, rücken andere nach: Als neue Mitglieder des Administrationsrats begrüsste Armin Bossart die ebenfalls anwesenden Rolf Allenspach und Matthias Wettstein. Rasch würden sie die Herzen aller gewinnen, wenn sie mit der gleichen Offenheit und Herzlichkeit auf die im Saal Versammelten zugehen, mit der er die beiden bereits haben kennenlernen dürfen.
Vielseitiges Engagement
Die Gemeinschaft aller ist es letztlich, welche die Kirche ausmacht. Und so schloss Armin Bossart seine Rede mit einem Dank an sämtliche Mitarbeitenden aus allen Bereichen des Konfessionsteils. Sie seien es, welche den Konfessionsteil durch die Geschichte weitertragen und in verschiedenen Projekten prägen. Ergo sei es denn auch die Kirche, die sich für die Pflege unserer Kultur und die gemeinsame Identität engagiere, die aber auch einen wichtigen Beitrag in der Bildung leiste, die sich für Menschen am Rande der Gesellschaft einsetze, die Menschen an den Schnittstellen des Lebens begleite oder auch Traditionen sowie Kunst- und Baudenkmäler erhalte.
Text, Bilder, Video: Roger Fuchs