Neuer Kollegiums-Präsident Peter Burkhard: «Ich bin stolz auf unser Weltkulturerbe»

Dienstag, 22. November 2022

Das katholische Parlament im Kanton St.Gallen hat heute Morgen den 59-jährigen Peter Burkhard aus Ebnat-Kappel einstimmig für die nächsten zwei Jahre zum Präsidenten gewählt. Der neue höchste Katholik im Kanton lobt die katholische Kantonssekundarschule «flade» und das duale Kirchensystem und hofft, dass sich die Liberalen in Rom durchsetzen.

18 Jahre lang wirkte Peter Burkhard in der Kirchenverwaltung von Ebnat-Kappel, 2015 bis 2018 als Präsident. Er hat die Seelsorgeeinheit Oberes Toggenburg mitbegründet, sitzt seit drei Jahren im Stiftungsrat der Pensionskasse der Diözese St.Gallen und politisiert seit 2007 im Kollegium, dem Parlament des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen. Nun rutscht er auf den höchsten Stuhl und wird die nächsten zwei Jahre die Sessionen des Kollegiums leiten. Eine Karriere, die auf einen Vollblut-Katholiken hindeutet. Doch Peter Burkhard, aufgewachsen in der Stadt St.Gallen und seit dreissig Jahren im Toggenburg wohnhaft, relativiert: «Ich habe zwar die katholische Kantonssekundarschule «flade» besucht, doch wurde ich in keine kirchlich aktive Familie hineingeboren». Der Kirche deutlich näher gekommen sei er erst später durch seine Frau, eine Walliserin. «So bin ich in eine Familie hineingewachsen, die den Glauben lebt und für die beispielsweise der Kirchgang am Sonntag ganz normal ist.»

Auch die Weltkirche, sprich der Vatikan, ist Peter Burkhard mittlerweile vertraut. Der dreifache Familienvater hat zwei Töchter und einen Sohn, und dieser diente unter dem Pontifikat von Papst Benedikt XVI. in der Schweizergarde. «Dank ihm konnte ich vertieft hinter die Mauern des Vatikans sehen und auch kurze Gespräche mit hohen Würdenträgern führen.»

Das Amt nicht bewusst angestrebt

Zum neuen Kollegiumspräsidenten gewählt worden zu sein, bedeutet dem einstigen Banker und heutigen Versicherungsfachmann Peter Burkhard viel, auch wenn er dieses Amt nicht bewusst angestrebt hat. Es habe sich vielmehr aufgrund der Konstellation ergeben, sagt er. Vor zwei Jahren war der Wahlkreis Toggenburg an der Reihe, das Vizepräsidium zu stellen. Nachdem sich niemand anders zur Verfügung gestellt hatte, wurde Peter Burkhard portiert. Die jetzige Wahl zum Präsidenten war sodann nur noch Formsache.

Als Kollegiumspräsident repräsentiert Peter Burkhard die nächsten zwei Jahre den katholischen Konfessionsteil des Kantons St.Gallen und somit die Besitzerin all der Güter des Weltkulturerbes Stiftsbezirk. «Ich bin sehr stolz darauf», so der Toggenburger und nennt konkret unter anderem die Stiftsbibliothek St.Gallen, die er zu den schönsten Bibliotheken weltweit zählt. «Würden mich solche Errungenschaften kalt lassen, wäre ich nicht am richtigen Ort.» Doch auch die im Stiftsbezirk beheimatete Katholische Kantonssekundarschule «flade» hat es Peter Burkhard angetan. Für ihn sei dies eine der besten Schulen. «Ich bin so überzeugt von der «flade», dass ich sogar bereit gewesen wäre, meine Kinder aus dem Toggenburg hier beschulen zu lassen.» Zwei besuchten dann allerdings das Gymnasium Friedberg, und ein Kind die Kantonsschule Wattwil.

Ein Unterstützer des dualen Systems

Dass die katholische Kirche auf dem dualen System mit pastoraler Ebene einerseits und der staatskirchenrechtlichen Seite andererseits fusst, möchte Peter Burkhard keinesfalls geändert haben. «Die Geistlichkeit muss dadurch mit der Weltlichkeit zusammenspannen», sagt er. Auch wenn es zu Spannungsfeldern führen könne, so zeige sich immer wieder, dass dies funktioniere. Ohne dieses Miteinander, so ist der neue Kollegiumspräsident überzeugt, wäre die katholische Kirche viel klerikaler. Überhaupt zeigt sich im Gespräch mit Peter Burkhard, dass er für eine offene und liberale Kirche einsteht und hofft, dass sich der liberale Geist früher oder später auch in Rom durchsetzt. Das Bistum St.Gallen erlebt er längstens so. Und er schildert, wie er einst als «flade»-Schüler mit Bischof Otmar Mäder (1921–2003) zum Bahnhof lief und sie dabei über das Thema Hölle gesprochen hätten. Eine solche gäbe es nicht, habe der damalige Bischof geantwortet. Die einen seien einfach näher bei Gott, andere weiter weg. «Diese offene und liberale Haltung hat mich fasziniert und setzt sich bis heute fort.» Peter Burkhard ist überzeugt, dass die Führung im Bistum St.Gallen sich längstens bei Themen wie Frauen und Zölibat weiter öffnen würde, dies aber wegen der Weisungen aus Rom nicht tun darf.

Insgesamt vier Kollegiumssitzungen wird der neue Präsident innerhalb von zwei Jahren leiten und dabei jeweils die Eröffnungsrede halten. Ob er darin aktuelle, kirchliche Themen anspricht oder eher philosophische Gedanken äussert, bleibt offen. An der Novembersession 2023 – nach den Gesamterneuerungswahlen – wird er aber den Fokus auf die Neugewählten richten, sie an ihre Aufgabe in der Legislative heranführen und positiv auf das duale System einstimmen.

Text und Bild: Roger Fuchs

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