Vor 70 Jahren die flade besucht – Klassentreffen weckt Erinnerungen
Mittwoch, 11. September 2024Von 1952 bis 1955 waren sie Schüler der Buebeflade. «Der damalige Rektor hat streng darauf geachtet, dass man keine Freundin hat», erinnert sich einer der 14 Anwesenden, die sich am Mittwoch, 11. September, zu einem Klassentreffen im Stiftsbezirk einfanden. Der Rundgang durch das Schulhaus der Buebeflade, das zumindest von aussen noch gleich aussieht wie damals, bringt Geschichtsträchtiges ans Licht: Wo heute der Werkraum ist, war früher ein Weinkeller, erinnern sich die mittlerweile 86-jährigen Ex-Schüler.
flade-Schüler von 1952 bis 1955 tauschen sich mit Schülern von heute aus. Bild: Roger Fuchs
Etliche der 14 ehemaligen Schüler der Buebeflade mit Jahrgang 1938/39 waren seit dem Besuch der Schule nie mehr hier. Der neue Co-Schulleiter Pascal Hanselmann, der sie auf eine Reise durch die heutige Buebeflade mitnimmt, wird schnell mit zahlreichen Erinnerungen eingedeckt. Im Kreuzgang des Erdgeschosses sprudelt es aus einem der Anwesenden heraus, dass sie jeweils einmal pro Woche hier durchzulaufen hatten, um den Gottesdienst zu besuchen. «Ja, es haben noch strenge Sitten geherrscht», sagt der ehemalige Schüler.
Buben und Mädchen mit Seil getrennt
Und natürlich wissen sie auch noch um den damaligen Rektor. Josef Hälg hiess der Mann, gekleidet in schwarzer Soutane. Seine Erscheinung hatte ihm offenbar den Übernamen «Bully» eingebracht. Ein strenger Rektor soll er gewesen sein. Lange Haare tolerierte er nicht. Auch der Umgang zwischen Buben und Mädchen wurde unterbunden. «Wenn er ahnte oder gehört hatte, dass jemand eine Freundin hat, hat er sich diese Person zur Brust genommen», ist zu erfahren.
Überhaupt wurden die Buben der Buebeflade und Mädchen der Meitleflade streng separiert, wie eine weitere Anekdote belegt: Demnach sangen die Mädchen und Buben jeweils an Fronleichnam eine lateinische Messe. Geprobt wurde getrennt. Nur einmal soll es im Vorfeld stets eine gemeinsame Probe in der Turnhalle gegeben haben. «Bei der Treppe, die zur Turnhalle führte, wurde mittig ein Seil gespannt, damit Buben und Mädchen nicht miteinander in Berührung kamen» erzählt einer der Anwesenden. Heute kann er darüber lachen.
Werkbänke statt Weinkeller
Pascal Hanselmann führt hinunter in den Keller. Derweil ist von einem der Anwesenden zu erfahren, dass sie damals 25 bis 30 Schüler in der Klasse waren. Einige seien im Verlauf der Jahre leider gestorben. Im Untergeschoss werden sodann die Werkräume und die Mensa bestaunt. «Zu unserer Zeit war hier anstelle der Werkbänke ein grosser Weinkeller», erinnern sich die Ex-Schüler. Zutritt hatten sie keinen. Doch sie wussten davon, denn oben im Pausenraum wurden gemäss deren Erzählungen die Weinfässer repariert oder gefertigt. Ab und an soll auch ein Fass im Lehrerzimmer gefunden worden sein.
Für grosse Augen sorgt sodann das mittlerweile ausgebaute Obergeschoss, wo früher Estrich war. «Die grün-grauen Arbeitsnischen dienen für Gruppenarbeiten oder bieten den Schülern die Möglichkeit, bei Zwischenstunden persönliche Arbeiten zu erledigen», sagt Pascal Hanselmann zur aktuellen Schuleinrichtung. Sofort kommen die Ex-Schüler mit heutigen Schülern ins Gespräch. Welch Welten dazwischen liegen zeigt sich spätestens, als sie sich gegenseitig von ihren Arbeitsutensilien berichten.
Natürlich darf zuoberst ein Blick in den Innenhof nicht fehlen. Den Sportplatz gab es schon damals. Aber er wurde auch anderweitig genutzt. Auf einer Holzbank sei ihr Rektor jeweils gestanden und habe seine Reden – es fällt auch das Wort «Predigten» – gehalten. Noch einmal kommt dabei zum Ausdruck, wie die Schüler von einst zu gehorchen hatten. Und man ist als Zuhörer nur froh, ist die Zeit nicht stehen geblieben.
Text und Bilder: Roger Fuchs