Töne für die Seele – Sommerausstellung der Stiftsbibliothek
Freitag, 25. April 2025Die Sommerausstellung der Stiftsbibliothek zeigt vom 29. April bis 9. November 2025, wie das Kloster St.Gallen europäische Musikgeschichte geschrieben hat. Es gibt weltweit kaum einen anderen Ort, an dem sich über so lange Zeit eine hochstehende Musikpraxis verfolgen lässt. Die Ausstellung steht unter dem Titel «Töne für die Seele – Musik in St.Galler Handschriften». Es gibt begleitend einen reich bebilderten Ausstellungskatalog, und es finden diverse Veranstaltungen zur Ausstellung statt.

Die Stiftsbibliothek besitzt zahlreiche Handschriften im Kontext der Musik. Ausstellung und Katalog vermitteln die Details. Bilder: Stiftsbibliothek
St.Gallen hat Musikgeschichte geschrieben. Dies veranschaulicht die neue Sommerausstellung der Stiftsbibliothek, welche unter dem Titel «Töne für die Seele» die Musik ins Zentrum setzt.
Vor allem der Gregorianische Choral war es im Mittelalter, der den Mönchen und Nonnen helfen sollte, ihre Seelen zu Gott zu erheben. Während in den Klöstern einstimmig gesungen wurde, entwickelten sich ausserhalb der Klostermauern der mehrstimmige Gesang und die instrumentale Begleitung. Immer wieder verhandelten die St.Galler Äbte und Mönche die Frage: Bedrohen neue Elemente die Andacht oder können sie in die klösterliche Musik integriert werden? «Der reiche Bestand an Musikhandschriften in der Stiftsbibliothek St.Gallen zeigt, wie sich das Kloster St.Gallen nach und nach für musikalische Einflüsse von aussen geöffnet hat», sagt Musikwissenschaftlerin Franziska Schnoor, die die Ausstellung kuratiert hat.
Dass ein Bild Papst Gregors das Cover des neuen Ausstellungskatalogs sowie den Flyer und das Ausstellungsplakat ziert, kommt nicht von ungefähr. Bei der Vermittlung des Chorals half es, dass seine Entstehung Papst Gregor dem Grossen († 604) zugeschrieben wurde. Selbst göttliche Inspiration soll dem Papst beim Komponieren der Melodien geholfen haben, wie man auf einer Federzeichnung aus der Stiftsbibliothek St.Gallen sehen kann: Der Heilige Geist in Gestalt einer Taube sitzt auf der Schulter Gregors und flüstert ihm die Choräle ins Ohr.
Im Kloster St.Gallen wurde der Gregorianische Choral aufgenommen und vielfach abgeschrieben. Für die Aufzeichnung der Melodien verwendeten die Mönche Neumen, die als Gedächtnisstütze funktionieren. Sie zeigen, ob eine Melodie aufwärts oder abwärts geht, aber nicht, wie weit die Töne voneinander entfernt sind. Die Stiftsbibliothek St.Gallen besitzt einige der weltweit ältesten vollständigen Handschriften mit Neumennotation. «Es fasziniert, mit wie viel Liebe zum Detail die Melodien im 10. und 11. Jahrhundert aufgeschrieben wurden», sagt Kuratorin Franziska Schnoor.
Die Vernissage zur Ausstellung startet am 29. April, 18.15 Uhr, im Pfalzkeller. Besucherinnen und Besucher können die Sommerausstellung vom 29. April bis 9. November täglich zwischen 10 und 17 Uhr im Barocksaal der Stiftsbibliothek St.Gallen besuchen.
– Hier geht es zur ausführlichen Medienmitteilung der Stiftsbibliothek zur Sommerausstellung 2025
– Begleitet wird die Ausstellung von einem reichhaltigen Veranstaltungsprogramm, das hier eingesehen werden kann.