Katholisches Kollegium ringt um Einordnung des Urteils zum Kathi Wil   

Dienstag, 24. Juni 2025

Während die traktandierten Geschäfte an der Sommersession des Katholischen Kollegiums zügig abgehandelt werden konnten, kam es im Rahmen der Allgemeinen Umfrage zu mehreren Wortmeldungen in Bezug auf das Bundesgerichtsurteil betreffend Kathi Wil. «Es wird da etwas vom Zaun gebrochen, unnötig und kontraproduktiv», so eines der Statements. In weiteren Voten war die Rede von «schwer nachvollziehbar» und fehlender, differenzierter Beurteilung durch das Gericht.

Birgit Berger-Cantieni, Schulratspräsidentin Maitlisek Gossau

Birgit Berger-Cantieni, Schulratspräsidentin der Maitlisek Gossau, tut sich schwer, den Entscheid des Bundesgerichts zum Kathi Wil nachzuvollziehen. Bild: Roger Fuchs

Das Urteil des Bundesgerichts zur Mädchensekundarschule St.Katharina in Wil, wonach diese Schule nicht mit den Prinzipien der konfessionellen Neutralität und der Gleichbehandlung der Geschlechter vereinbar sei, schlägt an der Sommersession des Katholischen Kollegiums St.Gallen hohe Wellen. Angesichts des Stimmenverhältnisses von 3:2 könne ohne weiteres von einem Zufallsentscheid gesprochen werden, so Kollegienrat Karl Duijts aus Sargans. Zudem stellte er die Frage in den Raum, ob in anderer Zusammensetzung des Gerichts ein anderes Ergebnis möglich gewesen wäre? Mit der Eingabe einer Interpellation erhofft er sich weitere Antworten vom Administrationsrat.

Kollegienrätin Birgit Berger-Cantieni, ihres Zeichens auch Schulratspräsidentin der Maitlisek Gossau, führte aus, dass das Urteil auch Auswirkungen auf das Schulmodell ihrer Schule habe. Die Argumentationsschiene des Bundesgerichts sei in einigen Aspekten schwer nachvollziehbar. Seit 16 Jahren sei sie nun Schulpräsidentin der Maitlisek, die seit über 100 Jahren eine wichtige Rolle für den Bildungsplatz Gossau spiele. «Die Schule hat einen guten Ruf, eine hohe Nachfrage und leistet einen wertvollen Beitrag zur Wahlfreiheit auf der Oberstufe Gossau.» Und so ist laut Birgit Berger besonders bedauerlich, dass das Urteil direkten Einfluss auf ein funktionierendes, lokal verankertes Schulsystem nimmt und dies gänzlich ohne Rücksicht auf regionale Gegebenheiten und bewährte Lösungen. Der Schulrat sei derzeit daran, das Urteil zu analysieren, um mögliche Lösungen zu prüfen. Wie lange dieser Prozess dauere, lasse sich noch nicht abschätzen.

Juristischen Spielraum ausnützen

Hans Brändle, der für die privaten katholischen Schulen zuständige Administrationsrat, sicherte namens der Exekutive allen vier katholischen Schulen im Kanton Unterstützung zu. «Die christliche Werteprägung dieser vier Schulen wird ganz klar fortgeführt und der dafür juristisch vorhandene Spielraum genutzt», so Brändle.

Gleichzeitig hinterfragte Hans Brändle das Bundesgericht, das offensichtlich keine detaillierte und differenzierte Beurteilung vor Ort beim Kathi Wil vorgenommen habe. «Eine solche Beurteilung hätte aufzeigen können, dass das Kathi sehr wohl die religiöse Neutralität achtet, indem zwar in der Werte-Ausrichtung die christlichen Werte massgebend sind, jedoch Schülerinnen und Schüler aller religiösen Ausrichtungen freiwillig am Kathi sind», so der Administrationsrat. Auch könnten sie sich von den Aktivitäten dispensieren, welche ihre Glaubens- und Gewissensfreiheit einschränken würden.

Schliesslich ergriff auch Administrationsrätin Barbara Hächler in ihrer Funktion als Schulpräsidentin der flade das Wort. Eine operative Hektik sei nicht angezeigt. Der Schulrat sei jedoch dabei, die durch das Urteil aufgeworfenen Fragen zu klären. Dies alles brauche Zeit. Zusammengefasst sagte sie, dass die flade an ihrem Profil grösstmöglich festhalten wolle. Allenfalls notwendige Anpassungen könnten frühestens ab Schuljahr 2028/29 umgesetzt werden.

Rechnung, Jahresbericht und Geschäftsordnung

Diskussionslos zur Kenntnis genommen wurde der Jahresbericht 2024 des Katholischen Konfessionsteils, den Marcel Alder als Sprecher der GPK zuvor als spannend und umfassend würdigte. Die GPK habe einmal mehr feststellen können, mit welch grossem Engagement sich Menschen für den Konfessionsteil und die Kirche einsetzten.

Die Jahresrechnung 2024 des Katholischen Konfessionsteils St.Gallen bildet angesichts des Defizits von 1,1 Millionen Franken wegen rückläufiger Zentralsteuererträge die anspruchsvolle Situation der Kirche ab. Kurzfristig stellt ein solches Minus gemäss Marcel Alder dank Reserven kein Problem dar. Langfristig habe der Administrationsrat Massnahmen geplant, um das finanzielle Gleichgewicht wieder herstellen zu können. Dies bestätigte sodann auch Administrationsratspräsident Armin Bossart, der dabei eines nichts verschwieg: «Es wird nicht ohne Verzicht möglich sein. Und ja, Verzicht tut weh.» Details hierzu werden an der Herbstsession erwartet.

Kollegienrat Roger Giger aus Eschenbach ärgerte sich angesichts dieser Ausgangslage, wenn die Finanzsituation zu positiv dargestellt wird. «Wir brauchen dringend Unterstützung auf verschiedenen Ebenen», so Giger. Man befände sich in einer Abwärtsspirale. Karl Schönenberger aus Niederwil regte an, die allgemeine Rechnung und jene des Finanzausgleichs getrennt voneinander in separaten Tabellen abzubilden. Mit 168 Ja Stimmen und 2 Enthaltungen wurde die Jahresrechnung 2024 sodann abgehakt.

Eine Änderung der Geschäftsordnung, wonach Interpellationen künftig schriftlich beantwortet werden, passierte ohne Wortmeldungen aus dem Plenum. Im Anschluss an die Session gabs einen Imbiss im Bischofshof und die Anwesenden liessen sich die renovierten Räume in den Stiftsgebäuden zeigen.

Text und Bilder: Roger Fuchs

Weitere News.