Komponist Théo Schmitt schafft aus dem Stiftsbezirk eine magische Klangwelt
Donnerstag, 6. März 2025Der in Los Angeles lebende Schweizer Komponist Théo Schmitt hat ein Werk über die Kathedrale St.Gallen und den Stiftsbezirk geschaffen – obwohl er, wie er selbst sagt, diesen Ort zuvor nie persönlich besucht hatte. Beim Komponieren liess er sich von Bildern inspirieren, die er im Internet fand. Das Ergebnis ist das rund 40-minütige Werk «Echoes of the Cathedral» in der Fassung für Symphonisches Blasorchester. Am zweiten März-Wochenende gibt es zwei Aufführungen in der Tonhalle – mit dabei auch der Domchor und die Sopranistin Kimberly Brockman.

Komponist Théo Schmitt bei der Konzertprobe am Wochenende vor der Aufführung. Foto: DomMusik
Echoes of the Cathedral, das von Théo Schmitt komponierte Werk, verspricht ein unvergessliches Erlebnis und erweckt die Geschichte sowie die Magie des Klosters St.Gallen auf neue Weise zum Leben. Gallus Media hat Filmsequenzen geschaffen, die zur Musik projiziert werden. Die Uraufführung findet am Samstag, den 8. März, um 19.30 Uhr in der Tonhalle statt. Am Sonntag, den 9. März, gibt es um 17 Uhr eine weitere Aufführung.
Doch wie kommt ein Komponist mit Jahrgang 1991 auf die Idee, den Stiftsbezirk und dessen Räume in eine Klangwelt zu verpacken? Und welche Instrumente eignen sich am besten, um das im 8. Jahrhundert gegründete Kloster musikalisch darzustellen? Diese und weitere Fragen hat Théo Schmitt auf Anfrage beantwortet (Das Interview wurde schriftlich und auf Englisch geführt):
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Werk über die Kathedrale und den Stiftsbezirk von St.Gallen zu schreiben?
Théo Schmitt: Ich habe eine Anfrage erhalten vom Komitee des Emotion Wind Orchestra, einem Ostschweizer Projektorchester, das mit talentierten Amateur-Musikerinnen und -musikern aus der Ostschweiz attraktive Konzerte realisiert. Sie stellten fest, dass bislang nicht viel Musik über diesen ikonischen Ort geschrieben wurde, und sie wollten dies ändern.
Im Werk werden verschiedene Räume des Stiftsbezirks musikalisch dargestellt. Welche Räume werden sozusagen in Musik «verwandelt».
Théo Schmitt: Der Klosterplatz, die beiden Türme der Kathedrale, die Kathedrale in ihrer Gesamtheit, die Krypten, die Stiftsbibliothek. Darüber hinaus wollten wir den Charakter des Heiligen Gallus selbst darstellen.
Wie haben Sie es geschafft, Räume musikalisch zum Leuchten zu bringen? Sind sie in die Räume gegangen und haben Sie diese auf sich wirken lassen?
Théo Schmitt: Ich war bislang tatsächlich noch nie in St.Gallen! Also liess ich mich bei meiner Inspiration von meiner Fantasie leiten. Und natürlich von den Bildern, die ich online fand. Angesichts der Rückmeldungen, die ich von den Musikern bekommen habe, war meine Fantasie goldrichtig.
Seit letztem Wochenende weilen Sie nun also erstmals in St.Gallen. Haben Sie seither den Stiftsbezirk besucht?
Théo Schmitt: Ich hatte das Glück, den Stiftsbezirk letztes Wochenende, als ich in der Schweiz ankam, endlich besuchen zu können, und ich bin sehr beeindruckt von diesem Ort. Ich hatte das Glück, spät abends einen «privaten» Besuch in der Kathedrale zu erhalten. Fast allein an diesem wunderschönen Ort zu sein, war eine erstaunliche und demütigende Erfahrung.
Mit welcher Musik, mit welchen Tönen, mit welchen Instrumenten, Rhythmen lässt sich der Stiftsbezirk am besten beschreiben?
Théo Schmitt: Einfach gesagt sind es die Röhrenglocken und andere perkussive Elemente, die echte Kirchenglocken nachahmen. Allerdings fand ich es sehr interessant, mit allen Instrumenten des Blasorchesters zu spielen, um mit dem Konzept der Echos zu spielen. Alle Musikstücke haben eine bestimmte Farbe. Eines besteht beispielsweise nur aus einem Klarinettensolo, einem Cello, einem Kontrabass und dem Sopransolo, während ein anderes nur aus Blechblasinstrumenten besteht. Natürlich spielt auch der Chor in dem Stück eine besondere Rolle. Ich glaube also nicht, dass ein Instrument besser ist als ein anderes, es geht nur darum, wie ich sie speziell eingesetzt habe, um eine Emotion zu vermitteln.
Text / Interview: Roger Fuchs
Bilder: DomMusik
Weitere Informationen zum aktuellen Projekt sowie Tickets gibt es auf der Website des Emotion Wind Orchestra.