Bayrische Rochade am Orgelspieltisch der Kathedrale St.Gallen
Dienstag, 25. Juli 2023Wechsel an der Orgel in der Kathedrale St.Gallen: Am Sonntag, 30. Juli, 17.30 Uhr, eröffnet Domorganist Willibald Guggenmos die diesjährigen Domorgelkonzerte und verabschiedet sich damit von seinen Zuhörerinnen und Zuhörern. Fast zwanzig Jahre lang hat er hier in die Tasten gegriffen. Sein Nachfolger heisst Christoph Schönfelder. Erstmals im Einsatz ist der 31-Jährige am Nationalfeiertag. Sein Eröffnungskonzert spielt er am 24. September.
Der scheidende Domorganist Willibald Guggenmos und sein Nachfolger Christoph Schönfelder. Bild: Matthias Jud / Roger Fuchs
Seit Jahren wird in der Kathedrale St.Gallen viel Hörgenuss geboten – dies bleibt weiterhin so. Und es gibt noch eine Konstante, wenn künftig ein neuer Musiker am Spieltisch der Orgel sitzt: Sowohl der abtretende als auch der neue Domorganist stammen aus Bayern.
Domorganist Willibald Guggenmos, der seit 1. September 2004 an der Kathedrale St.Gallen seine Dienste tut, geht Ende dieses Monats in Pension. Er habe die Kathedrale orgelmusikalisch so stark geprägt wie kaum einer vor ihm, heisst es aus vertrauten Kreisen. Regelmässig mit ihm zusammengearbeitet hat Dompfarrer Beat Grögli. «Was ich an Domorganist Willibald Guggenmos ausserordentlich geschätzt habe, war seine Vielfalt in der Improvisation und seine musikalische Sorgfalt.» Noch gut erinnert sich Grögli an eine der ersten Begegnungen, als Willibald Guggenmos ihn als «a Hund» bezeichnete. Nach einer ersten Verwirrung klärte sich aber schnell, dass in der Heimat von Guggenmos – also in Bayern – «a Hund» mit einem cleveren Bürschchen gleichzusetzen ist und somit als Kompliment gilt.
Orgel-Fan-Gemeinde aufgebaut
Dass sich die Verdienste von Willibald Guggenmos kaum in wenig Worte fassen lassen, bestätigt auch Domkapellmeister Andreas Gut. Er spricht von einer regelrechten Orgel-Fan-Gemeinde, die sich der Abtretende in St.Gallen aufgebaut habe. Und Andreas Gut erinnert an all die Formate, die Willibald Guggenmos aufgebaut hat: Die internationalen Domorgelkonzerte, den Orgelsommer, die Abendmusik im Advent, Organ Fireworks am Silvesterabend und Organ Spectacular am Fasnachtssonntag.
Stets perfekt gewesen sei die Begleitung der Chöre in den Messen, lobt Andreas Gut weiter. Dabei unterstreicht er die Vielfarbigkeit seiner Registrierungen und fügt an, dass das Improvisationsspiel von Guggenmos nie beliebig, sondern immer stilistisch vielfältig, wunderbar inspiriert und formal klar gewesen sei.
Am 30. Juli, seinem 66. Geburtstag, nimmt Willibald Guggenmos Abschied, indem er die diesjährigen Orgelkonzerte eröffnet. Sein Konzertprogramm rückt weitere Jubilare in den Fokus; beispielsweise Johannes Brahms, der in diesem Jahr den 190. Geburtstag feiern könnte. Oder Max Reger, er wäre heuer 150 geworden. In der Broschüre zu den diesjährigen Domorgelkonzerten bedankt sich Willibald Guggenmos persönlich bei allen treuen Zuhörerinnen und Zuhörern während der letzten 19 Jahre.
«Ein Glücksfall»
In die Fussstapfen von Willibald Guggenmos tritt der begabte, junge Organist Christoph Schönfelder aus Landshut in Bayern. Kürzlich ist der frisch Verheiratete nach St.Gallen umgezogen. Dompfarrer Beat Grögli spricht von einem Glücksfall. Nebst den musikalischen Fähigkeiten beeindruckt den Dompfarrer auch die Persönlichkeit des Nachfolgers: «Jung und frisch, aber auch klar und tief; herzlich und ernst.»
Am 24. September wird Christoph Schönfelder sein erstes grosses Konzert in der Kathedrale spielen. Dieses können alle Interessierten auch per Livestream verfolgen. Domkapellmeister Andreas Gut zeigt sich überzeugt, dass damit der Name «Kathedrale St.Gallen» als Leuchtturm der Sakralmusik weiter gestärkt und national und international ausstrahlen wird.
Text: Roger Fuchs