Zellulose wird in den Estrichboden eingeblasen – Projekt zur Energieeinsparung

Montag, 13. März 2023

Nachdem die Räume und die Raumstruktur im dritten Obergeschoss des Dekanatsflügels im Stiftsbezirk komplett erneuert sind, wird nun im Dachstock der Estrichboden isoliert. Dabei kommt die Technik des Einblasens von Wärmedämmstoff zur Anwendung. Im Endeffekt wird man dank dieses neuen Bodens weniger Energie zum Heizen der darunterliegenden Büroräume brauchen.

Zimmermann Jonas Bertsch bläst mit einem langen Rohr die Zellulose in den Hohlraum des neuen Estrichbodens ein.

Mit einem langen Rohr bläst Zimmermann Jonas Bertsch Zellulose in den Hohlraum des neuen Estrichbodens ein.

Ökologie wird in der heutigen Zeit gross geschrieben. Auch dem Katholischen Konfessionsteil des Kantons St.Gallen ist es ein Anliegen, die Energie zum Heizen tief zu halten. Ein Beispielprojekt dazu läuft derzeit im Stiftsbezirk im sogenannten Dekanatsflügel, wo verschiedene Arbeitsstellen des Bistums untergebracht sind. Das dritte Obergeschoss wurde kürzlich einer Totalsanierung unterzogen und dabei die frühere Zellstruktur der Mönche wiederhergestellt. Damit die Wärme nicht gegen oben hin durch die Decke und den Estrichboden verloren geht, wird nun besagter Boden erneuert – dazu gehören einerseits ein Niveauausgleich des heute einem Schiffsrumpf gleichenden Bodens und eine Wärmedämmung.

Wer den Estrich im Dekanatsflügel zum ersten Mal betritt, macht allein ob der Ausmasse grosse Augen. Die Fläche ist grösser als der Wohnraum in manch einem Einfamilienhaus – mehr als 525 Quadratmeter. Zimmerleute haben sich eingerichtet und schneiden direkt vor Ort die Latten zu, die sie brauchen. Ziel ist ein Aufbau von 8 bis 14 Zentimeter über dem alten schrägen Estrichboden, sodass am Schluss ein waagrechter Riemenboden aus Fichtenholz begangen werden kann.

Die Unterkonstruktion dieses neuen Bodens besteht aus tragenden Holzlatten, auf welche die Schalung geschraubt wird. Die Hohlräume im Boden werden sodann mit Zellulose – also zerfasertem Zeitungspapier – aufgefüllt. Diese blasen die Handwerker mittels eines grossen Schlauchs in die Hohlräume hinein. Sämtliche Hohlräume müssen fugenlos und mit einer möglichst gleichmäßigen Verdichtung befüllt und damit wärmegedämmt sein. Alles in allem sind für den Estrichboden rund fünf Tonnen Zellulose notwendig. Zimmermann Jonas Bertsch von der ausführenden Firma Sutter AG Holzbau hält fest, dass Zellulose ein sehr häufig zur Wärmeisolierung gebrauchtes Material sei, weil es gut Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben könne.

Weniger Energie zum Heizen

Die Kosten für diesen neuen Estrichboden-Aufbau liegen bei rund 70’000 Franken. Eine lohnenswerte Ausgabe, denn im Endeffekt wird man dank dieses neuen Bodens weniger Energie zum Heizen der darunterliegenden Büroräume brauchen. Wieviel weniger es sein wird, lässt sich nur schwer abschätzen. Der für den Gebäudeunterhalt im St.Galler Stiftsbezirk zuständige Pirmin Koster geht von rund 15 Prozent Energiesparpotenzial aus.

Gemäss Thomas Franck, Verwaltungsdirektor des katholischen Konfessionsteils, bringt dieses Projekt handfest zum Ausdruck, dass die Sorge zur Umwelt der Kirche ein grosses Anliegen ist. Im Bistum St.Gallen setzt sich seit Jahren eine eigene Projektgruppe unter dem Namen «Laudato si» für ökologisches Handeln auf allen Ebenen ein.

Die Erneuerung des Estrichbodens reiht sich in eine Reihe von Bauprojekten ein, die eine höhere Energieeffizienz und damit eine höhere Umweltverträglichkeit zur Folge haben. Im Sommer wird in den Gebäuden des Stiftsbezirks die erste Tranche von 367 neuen Fenstern mit Isolierverglasung eingesetzt, für die das Kollegium einen Kredit von 2,2 Millionen Franken gesprochen hat.

Text und Fotos: rf

Weitere News.