Asylsuchende befreien den Pflanzgarten des Konfessionsteils von Unkraut
Dienstag, 9. Juli 2024Patrik Schilling, Förster beim katholischen Konfessionsteil des Kantons St.Gallen, kann es kaum fassen: Dank der Unterstützung von Asylsuchenden konnte der Pflanzgarten in Oberbüren auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern innerhalb von zwei Tagen von Unkraut befreit werden. Schilling ist voll des Lobes für den Einsatz der Asylsuchenden aus dem Thurhof, einem der vier kantonalen Asylzentren.
Motiviert und mit vereinten Kräften entfernen Asylsuchende das Unkraut zwischen den Jungbäumen im Pflanzgarten des Katholischen Konfessionsteils St.Gallen. Bild: Roger Fuchs
Nahe der Glatt, mitten in einem dem Konfessionsteil gehörenden Wald findet sich ein Waldstück, in dem Jungbäume herangezüchtet werden. Grund für diesen sogenannten Pflanzgarten sind über die besagte Fläche hinweg verlaufenden Hochspannungsleitungen. «Der Wald darf an dieser Stelle nicht hoch werden, weshalb wir hier Fichten, Ahorn oder Nussbäume für unseren Wald nachziehen», sagt Förster Patrik Schilling.
Das feuchtwarme Wetter der letzten Wochen liess allerdings nicht nur die Jungbäume gedeihen, sondern auch das Unkraut. Dieses war mittlerweile so wuchtig, dass die jungen Pflanzen kaum sichtbar waren. «Hätten wir das alles alleine jäten müssen, wären wir vermutlich fast verzweifelt», sagt Patrik Schilling. Doch statt alleine mit seinen Forstkollegen zu wirken, gab es Hilfe von Asylsuchenden aus dem nahegelegenen Thurhof. Es sei unglaublich, wie gross ihr Einsatz sei, so Schilling. «Es hat hier zum Teil hüfthohe Brennnesseln, und sie lassen sich nicht davon stören. Im Gegenteil, die Anwesenden geben richtig Vollgas.»
«Tag der guten Tat» war der Auslöser
Der Auslöser für die Kooperation mit dem Thurhof geht auf den von Coop initiierten «Tag der guten Tat» von Ende Mai zurück, an dem es darum ging, gemeinnützige Aktivitäten umzusetzen. Patrik Schilling wurde vom Gemeindepräsidenten Oberbüren angefragt, ob er nicht etwas aufzuräumen habe. Und so kam es bereits am «Tag der guten Tat» zum Einsatz von einer Gruppe Asylsuchender zusammen mit Leuten aus dem in Oberbüren angesiedelten und zur Coop-Gruppe gehörenden Fust. Gemeinsam hatte man eine Schlagräumung im Nutzenbucherwald (Gossau/Oberbüren) durchgeführt.
Dabei hat Patrik Schilling auch erfahren, dass es immer wieder Einsätze mit Asylsuchenden gibt, sei es um Neophyten zu bekämpfen oder Abfall einzusammeln. Als er sah, dass er im Pflanzgarten mit dem Jäten Arbeit anbieten könnte, ist er erneut auf die zuständige Person im Thurhof zugegangen, worauf es zu dieser jüngsten Kooperation kam.
Bezahlung gründet auf der Gesetzgebung
Jeder der Anwesenden ist freiwillig da – Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern. Alle besuchen im Zentrum den obligatorischen Deutschunterricht und darum ist es für Patrik Schilling und sein Team möglich, sich ein klein wenig mit ihnen zu verständigen. Dabei spürt er, dass sie froh sind, mit der Arbeit eine willkommene Abwechslung zum Alltag im Zentrum zu erhalten.
Die Motivationsentschädigung beträgt drei Franken pro Stunde. «Die Bezahlung gründet auf den kantonalen rechtlichen Vorgaben und ist so mit dem Migrationsamt und dem Amt für Wirtschaft abgesprochen», sagt der Forstwart und entkräftet damit einen möglichen Vorwurf betreffend billiger Arbeitskräfte. Allein vor dem Hintergrund der Mitmenschlichkeit habe er sich auch überlegt, jeder Person am Abend noch eine Note in die Hand zu drücken. Das würde aber eine unschöne Dynamik unter den Asylsuchenden auslösen, weshalb er davon ablässt.
Bereits heute steht fest, dass es Ende August zu einem weiteren Einsatz von Asylsuchenden beim Forstdienst des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen kommen könnte. Patrik Schilling: «Ich habe einen entsprechenden Bedarf angemeldet.»
Text und Bilder: Roger Fuchs