Interpellation zur Mumie Schepenese mit haltlosen Anschuldigungen

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Der Katholische Konfessionsteil des Kantons St.Gallen und die Stiftsbibliothek weisen die Kritik, die der SP-Stadtpolitiker Peter Olibet im Rahmen einer gestern veröffentlichten Interpellation zur Mumie Schepenese äussert, in aller Deutlichkeit zurück. Die Interpellation enthält diverse Unsachlichkeiten. Auch haben der Interpellant und seine Mitunterzeichner im Vorfeld nicht das Gespräch mit den heutigen Besitzern der Mumie gesucht.

Stiftsbibliothek

Zur Mumie Schepenese liegt seit 1998 eine mustergültige Aufarbeitung in Buchform vor.

Im Rahmen einer Interpellation, die am Mittwoch diversen Medien zugespielt wurde, fordert der SP-Politiker Peter Olibet den St.Galler Stadtrat auf, zur Mumie Schepenese und der vom Theaterregisseur Milo Rau geforderten Rückführung nach Ägypten Stellung zu beziehen. Sechs konkrete Fragen stellt Olibet, die der Stadtrat in den nächsten Wochen zu beantworten hat. Zuvor holt Olibet aus und begründet seine Interpellation mit Aussagen, die bei der Stiftsbibliothek und beim Katholischen Konfessionsteil des Kantons St.Gallen Kopfschütteln auslösen.

Unter anderem schreibt der Interpellant, dass es sich bei der Stiftsbibliothek um kein Museum handle und es keine Besucherinformation gebe, die eine kontextuelle Einordnung der Mumie erlaube. Dazu der Stiftsbibliothekar Cornel Dora: «Die Stiftsbibliothek ist selbstverständlich ein Museum, sogar das meistbesuchte in der Ostschweiz.» Was die Einordnung betrifft, so liege eine mustergültige Aufarbeitung vor, die 1998 mit dem Titel «Schepenese – Die ägyptische Mumie der Stiftsbibliothek St.Gallen» in Buchform publiziert worden und bis heute im Shop erhältlich sei. Dabei wurde die Frage der Provenienz aufgearbeitet, und man hatte die Särge sowie die Mumie selbst untersucht. Als Folge davon wurde gemäss Cornel Dora die Präsentation der Mumie neugestaltet und die Mumie besser vom Publikum abgetrennt als zuvor. Des Weiteren ist festzuhalten, dass aus Gründen der Würde nie mit der Mumie für einen Besuch des Museums geworben wird. «Es ist abwegig zu behaupten, dass die Stiftsbibliothek mit Schepenese Geld verdient.»

Beim rechtmässigen Eigentümer hat sich niemand gemeldet

Kritisiert wird in der Interpellation von Peter Olibet auch der Katholische Konfessionsteil des Kantons St.Gallen, rechtmässiger Eigentümer der Mumie. Die Rede ist von Verweigerungshaltung und bisheriger Nichtkooperation. Raphael Kühne, Präsident des Administrationsrats (Exekutive) des Konfessionsteils hält dagegen und verweist auf sein Statement, das er anlässlich der Session des katholischen Parlaments vom 22. November 2022 abgab: Demnach verschliesst sich der Administrationsrat keinesfalls einer seriösen, wissenschaftlich und differenziert geführten Bearbeitung des Themas. Mit dem ab 2023 in Kraft tretenden Kulturgüterdekret hat man auch eine gute Grundlage dazu. Gleichzeitig appelliert Raphael Kühne an alle, die ein Anliegen haben, sich an die zuständigen Stellen zu wenden. «An den Katholischen Konfessionsteil ist weder seitens des ägyptischen Staates noch seitens der Gruppe um Milo Rau irgendein Anliegen formuliert worden», bringt es der Administrationsratspräsident auf den Punkt.

Sowohl Raphael Kühne als auch Cornel Dora sind sich einig, dass durch die Mumie Schepenese der Stadt St.Gallen ganz sicher kein Reputationsschaden droht. Diese in der Interpellation ebenfalls getätigte Aussage sei nicht nachvollziehbar. «Mumien werden an vielen Orten der Welt ausgestellt, wobei die Präsentation oft weniger würdevoll ist als im Barocksaal der Stiftsbibliothek St.Gallen», so Cornel Dora.

Text: Roger Fuchs

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