Geschmackvolles Erbe: Die St.Galler Kathedrale als Genussbotschafterin

Donnerstag, 20. Juli 2023

Die Türme der Kathedrale St.Gallen unterliegen keinem Markenschutz. Folglich sind sie zu einem beliebten Sujet auf diversen St.Galler Spezialitäten avanciert. Confiserien und andere Lebensmittelanbieter nutzen die Kathedrale und ihre Umgebung als Marketinginstrument. Beim katholischen Konfessionsteil St.Gallen zeigt man sich erfreut, dass dieser Ort auch auf diese Art in die Welt hinausgetragen wird.

Eine Auswahl an Produkten und ihren Verpackungen, bei denen mit den Kathedraltürmen oder dem Hinweis «Kloster» geworben wird. Bilderkombi: Roger Fuchs

Es ist kein Geheimnis, dass viele Touristen wegen dem Stiftsbezirk St.Gallen mit der Stiftsbibliothek und der barocken Kathedrale im Zentrum in die Gallusstadt reisen. Fotos werden geknipst, Erinnerungen gesammelt. Doch der Stiftsbezirk ist mittlerweile mehr als nur ein Anschauungsobjekt. Man kann ihn auch mit nach Hause nehmen in Form von zahlreichen Leckereien.

Gleich neben der Kathedrale gibt es beispielsweise die Sankt Galler Klostergspängstli zu kaufen – wortlos wird man durch die Schokoladenspezialität mit den aufgesetzten Augen angeschaut. Nur diese Schokoloade würde das Gspängstli vom Kloster fernhalten, heisst es in einem dazugehörigen Produktebeschrieb. Kundinnen und Kunden muss etwas geboten werden, auch wenn seit der Klostergründung durch Abt Otmar nirgendwo überliefert ist, dass jemals ein Gspängstli im Koster sein Unwesen getrieben haben soll.

Klostersiegel mit Gallus

Und wer kennt sie nicht, die Basler Läckerli. Seit Jahren findet man diese auch in St.Gallen – aber nicht einfach so, sondern unter anderem verpackt in einer Box, die mit einer Luftaufnahme des Stiftsbezirks bedruckt ist. Nicht zu vergessen die verschiedenen Biber mit den Klostertürmen oder die traditionellen St.Galler Klostersiegel, eine weitere Schokoladenspezialität mit einem Abdruck von Gallus und dem Bären vorne drauf. Längst handelt es sich hierbei um Genussangebote, die nicht mehr aus der Gallusstadt wegzudenken sind.

Der St.Galler Klosterplan der Stiftsbibliothek, der heute im Ausstellungssaal gezeigt wird und das Idealbild eines Benediktinerklosters im Mittelalter darstellt, sah auf einem Klosterareal auch mehrere Brauereien vor. Heute steht keine mehr. Dennoch wirbt ein bekanntes Bier mit den 68 Meter hohen Klostertürmen. Auch auf Etiketten von einem feinen Käse findet man sie.

Indirekt die Klostergeschichte wachhalten

Dass so viele Anbieter von Lebensmittelspezialitäten den Klosterbezirk mit ihren Produkten bewerben und damit diesen Namen und Ort in die Welt hinaustragen, ist durchwegs eine Freude, sagt Thomas Franck, Verwaltungsdirektor des katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen. Auch der frühere Papst Benedikt XVI. sei einmal in den Genuss einer Spezialität gekommen, erinnert sich Franck. 2012 wurde dem Papst eine Gallus-Waffel, hergestellt mit dem Replikat eines St.Galler Waffeleisens aus dem 16. Jahrhundert, als Geschenk überreicht. Dies ist bis heute in den Zeitungsarchiven nachzulesen.

Thomas Franck ist überzeugt, dass mit all diesen Produkten indirekt auch dazu beigetragen wird, dass die St.Galler Klostergeschichte und die Klosterkultur der letzten 1400 Jahre im Gedächtnis der Menschen haften bleibt. Die Türme einem Markenschutz zu unterstellen, wäre kaum umsetzbar, zumal unzählige Touristen tagtäglich immer wieder dieses Sujet für ihre Fotos auswählen. Und so ist klar: Die Kathedrale ist und bleibt weiterhin St.Gallens Marketingikone Nummer eins.

Text und Bilderkombi: Roger Fuchs

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